Mittwoch, 20. August 2008

Nastrovje!

Ich war auf einer russischen Hochzeit in Werne. Glücklicherweise musste ich dort nur drehen, so dass ich mich nicht den ganzen Abend im Saal aufhalten musste. Das war nämlich aus mehreren Gründen nicht zu ertragen:
1. Die Musik: russische Musik ist eine Mischung aus türkischem Geleiere und griechischem Sirtaki. Nach fünf Minuten dachte ich, ich muss gegen eine Wand laufen.
2. Die Lichtverhältnisse: Die Hochzeitsfeier begann um halb 3 nachmittags. Um den Feierwütigen Russen allerdings vorzugaukeln, dass es schon spät genug ist, um eimerweise Wodka zu trinken, wurden die schönen großen Panoramascheiben mit lichtundurchlässigen Stoffen verhangen und der restliche Saal in romantisches, aber sehr spärliches Kerzenlicht getaucht. Um 17 Uhr hatte ich das dringende Bedürfnis, ins Bett zu gehen, obwohl ich keinen Tropfen getrunken hatte.
3. Die Moderatorin: Eine Dame führte die Gesellschaft mit Spielchen und Gesinge durch den Abend. Erst war sie als Zigeunerin verkleidet, was ich schon relativ befremdlich fand. Dann hatte sie irgendwann einen Hauch von nichts an, um um 20 Uhr schließlich als Krankenschwester das Stetoskop zu schwingen. Das wiederum hat meinen Kameramann veranlasst, in die Hände zu klatschen und zu rufen: "Jetzt strippt sie endlich!" Hat sie aber dann doch nicht gemacht.
Erstaunlicherweise gab es einen Tisch, der schon nach einer Stunde völlig hackestramm war und auch von 100 feierwütigen Russen alkoholtechnisch nicht überboten werden konnte: Der Tisch der Arbeitskollegen. Die haben nämlich von dem ganzen russischen Geschwätz kein Wort verstanden und sich dann auch ihre eigene Muttersprache weggesoffen. Am Ende waren alle glücklich. Die viergeschossige Hochzeitstorte hat den Weg in den Saal schadlos überstanden, das Brautpaar hat sich zu später Stunde auch noch mal ein Lächeln abgerungen und ich habe Werne mit kitschig-schönen Bildern verlassen...

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