Am Wochenende im VIP-Bereich der Arena in Duisburg:
Ein junger Mann und seine Freundin sitzen beim Essen neben uns am Tisch. Wir haben Drehpause, das heißt, ich will nicht reden, nicht denken und auch anderen Menschen nicht bei eben diesen Dingen zuhören. Ich muss aber, denn die aufgebrezelte, mit billigem, goldenen Modeschmuck behangene Ruhrpott-Tussi hat ein extremes Mitteilungsbedürfnis, dem auch wir uns nicht entziehen können.
Sie spricht wie ein Maschinengewehr. Das habe ich früher schon über andere Menschen gesagt, jetzt bekommt der Spruch eine völlig neue Bedeutung.
Sie: "WennwirinMünchensindmüssenwirinsHofbräuhausgehen."
Er: "...Äh...okay."
Sie: "DamussmannämlichhinwennmaninMünchenist."
Er: "...Äh...okay."
Sie: "AberdamitmandahinkannmusstdumirersteineHermestaschekaufen."
Ich denke: "Was um alles in der Welt ist eine Hermes Tasche? Ist das so ein Plastikteil, das der Versandhausbote immer bringt?" Dann schnalle ich es: Sie meint eine Hermés-Tasche [ɛʀˈmɛs-tasche].
Er: "...Äh...naja...die sind bestimmt teuer, oder?"
Ich denke: Teuer ist relativ. Für deine Begleitung ist teuer schon ein Einkauf bei H&M statt bei Kick. Und eine Hermés-Tasche -also die schönen- fangen bei 5.000 Euro an. Wie kriegt noch mal der normale Hartz IV- Empfänger?
Sie: "DasgehtschonohmeineMutterruftgradanMussrangehen."
Dann fängt sie an, mit ihrer Mutter zu sprechen. Ich glaube, sie will mit diesem Telefonat ins Guinessbuch. Sie schafft es, so unfassbar viele Infos rauszuhauen, dass mir nach zwei Minuten schwindelig ist. Ich fange mich wieder, indem ich ans Nachspeisenbuffet flüchte. Als ich zurückkomme, wird es gerade spannend.
Sie: "UndderFlowillmireineHermestaschekaufenIstdasnichttoll???"
Flo schaut plötzlich ganz hektisch. Er ahnt wohl, dass das hier in die falsche Richtung läuft.
Sie: "JadasfindeichauchtotalsüßvonihmAbersoisterjaImmertotalgroßzügig."
Flo schaut jetzt nicht mehr großzügig, sondern sehr sparsam aus der Wäsche.
Wir müssen jetzt leider weiter drehen. Vom Fußballspiel hat der arme Flo übrigens gar nichts mitbekommen. Er saß noch am Ende der zweiten Halbzeit vor seiner Schießbuden-Freundin und hat sich beschallen lassen. Und weil er ihr immer so lieb zuhört, darf er ihr auch eine Hermés-Tasche schenken.
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Mittwoch, 22. Oktober 2008
Mittwoch, 3. September 2008
Duty-Free-Geschichten
Merke: Nach zwei Stunden Schlaf ist der Münchener Flughafen kein guter Aufenthaltsort. Man ist einfach zu geschwächt, um den Duty-Free-Shop links liegen zu lassen. Und als Entschädigung für die kurze Nacht muss es dann die GUESS-Tasche sein. Aber eigentlich ist meine Kindheit schuld. Wer schon mit dem Leitsatz: "Es gibt Sachen, die kann man haben und es gibt Sachen, die muss man haben" aufwächst, der kann doch im Leben keine Disziplin entwickeln. Ich werde meiner Mutter die Tasche in Rechnung stellen.
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