Ich bin seit genau 10 Tagen privat versichert. Eigentlich fühlte ich mich nie richtig benachteiligt. Außer, wenn ich zeitgleich mit dem Herrn K-Punkt krank war und er nur ins Telefon hüsteln musste und sofort beim Onkel Doc auf die Liege durfte, während ich dem Tode nahe in den Hörer röcheln musste, um überhaupt in der gleichen Woche noch eine Audienz bei der weißen Heiligkeit zu bekommen. Aber ich will mich nicht beschweren. Die AOK hat wochenlang versucht, mich den Fängen der privaten Krankenkasse zu entreißen (klar, die wollten auf meine knapp 600 Euro im Monat auch nicht verzichten), aber ich bin stark geblieben und nun -wie es sich für eine Selbstständige gehört- privat versichert. Blöd ist nur, dass die Selbstbeteiligung von 600 Euro pro Kalenderjahr berechnet wird. Ach, ich werd schon nicht krank in den 31 Tagen, die der Dezember hat, hab ich mir gedacht. Tja, falsch gedacht.
Bis gestern abend dachte ich, ich hätte einen Lymphknoten auf meinem Unterkieferknochen, der je nach Gesundheitszustand, Stimmung, Wetter, Tabellenstand der Alemannia größer oder kleiner wird. Gestern abend hatte er einen neuen Höchstwert erreicht und schmerzte außerdem extrem. Also hieß es heute morgen, ab zum Onkel Doc. Ich musste am Telefon noch nicht mal peinlicherweise sagen: Ähm, ich bin jetzt privat versichert. Sondern ich bekam pronto einen Termin beim Kollegen von meinem Hausarzt.
Der hat dann mal auf dem Knoten rumgedrückt und sagte: "Wer hat Ihnen denn erzählt, dass das ein Lymphknoten ist?"
"Naja, der Arzt, der mit Ihnen die Praxis teilt.."
"Nee, das ist doch kein Lymphknoten. Da hab ich noch nie einen gesehen. Das ist ein Speichelstein."
Wumm, das saß. Ein Speichelstein. Ich habe einen Speichelstein mitten im Gesicht. Und weh tut er auch noch.
Da mein Doc keine Anstalten macht, mir irgendwas zu erklären, mache ich den ersten Schritt.
"Was ist denn bitte ein Speichelstein?"
Es folgt eine Erklärung, die ich mir eben noch mal per Wikipedia habe deuten lassen. Meine Spucke ist irgendwie manchmal anders als andere und dann entstehen so was wie Verstopfungen und die werden irgendwann fest und werden zu Steinen. Muss man aber nicht mehr operieren, sondern man kann sie per Ultraschall in die Luft sprengen. Tolle Vorstellung so ein kleines Feuerwerk in meinem Kiefer. Und es bleiben auch nur in ganz seltenen Fällen Gesichtslähmungen zurück.
Als Therapie muss ich jetzt Iboprofen nehmen. Von einer Tablette schlafe ich immer drei Tage am Stück. Super Sache, wenn man noch 90 Minuten texten muss... Dann habe ich eine Salbe bekommen, die sieht aus wie Schlamm, hat meine gesamte Kleidung von heute eingesaut und wird nach drei Minuten im Gesicht zu Beton. Wenn wir hier ausziehen und hässliche Löcher in den Wänden haben, muss ich auf jeden Fall kein Silikon kaufen. Wir nehmen die Schlammsalbe zum verspachteln.
Außerdem muss ich jetzt lauter Sachen essen, die meinen Speichelfluss anregen. Saure Drops und so´n Zeug. Ich habe es heute mit Glühwein und sauren Zungen vom Weihnachtsmarkt probiert. Mein Magen tanzt seitdem mit meiner Speiseröhre ChaChaCha.
Was ich mich jetzt frage: Wenn es jetzt noch November gewesen wäre und ich nicht privat versichert, hätte ich dann immer noch einen Lymphknoten oder doch schon einen Speichelstein?
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